Ein kalter Hauch im Untergrund by Don Winslow

Ein kalter Hauch im Untergrund by Don Winslow

Autor:Don Winslow [Winslow, Don]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3492218954
Herausgeber: Piper Verlag
veröffentlicht: 2011-05-15T23:10:57+00:00


»Ich glaube eher, daß es ein Weibchen ist. Aber ich habe sie auch nur ganz kurz gesehen.« Da waren sie. Sie gingen an der Westseite des Squares entlang, blieben nicht stehen und überließen Neal nun die Wahl, zu bleiben und zuzusehen, wie sie verschwanden oder hinunter auf den Square zu rennen und sie aus den Augen verlieren.

»Ich habe mein Opernglas in der Tasche«, sagte die Frau. Neal hörte nicht zu. Er hatte den bitteren Geschmack des Mißerfolgs im Mund. Er wollte sich gerade davonmachen, um zu versuchen, sie zu verfolgen, als er die Trommeln und Zimbeln hörte. Colin und die anderen drei stoppten und versuchten, sich umzudrehen. Zu spät. Hinter ihnen ballten sich die Gaffer, und vor ihnen waren die Hare Krishnas, mindestens fünfzig. In perfekter Aufstellung marschierten sie zum Westende des Squares. Als der vorderste von ihnen um Colin und Allie herumging, entspannte sich Neal. Vielleicht gibt es doch einen Gott, dachte er. Hare Krishna, Hare Hare.

»Ich glaube, ich hab sie entdeckt!« rief die Frau. Andere Gäste starrten sie an. »Eine Bumbailey-Taube«, erklärte sie geduldig.

»Ich geh jetzt wohl besser wieder«, sagte Neal. »Besten Dank auch.« Er marschierte zur Tür.

»Stimmt etwas nicht, Sir?« fragte der Oberkellner.

Neal sah ihn angeekelt an. »Das ist doch nicht Lord Hectare.«

Dann ging er hinüber zu der Prozession.

Diese Hare Krishnas machen ganz schön was her, dachte Neal, als er sich zu den Gaffern gesellte. Ich meine, man hält sie immer für Luftikusse, aber sie wissen auf alle Fälle, wie man ‘ne Prozession veranstaltet. Colin sah nicht sonderlich begeistert aus, mitten zwischen den Hare Krishnas. Allie lachte und sang mit.

Neal ging um die Prozession herum und posierte sich in Colins Blickfeld. Er lehnte sich gegen die Statue von Charlie Chaplin und sah den Hare Krishnas zu, wie sie musizierten, sangen, klatschten. Cool. Er konnte wieder zu Atem kommen.

Als die Leute endlich verschwanden, sah Colin ihn sofort. Neal grinste ihn an. Colin glaubte nicht an Zufälle. In seinem Job wie in Neals gibt es nur ein Wort für Leute, die an Zufälle glauben: Opfer. Er grinste zurück und ging auf Neal zu. Neal rührte sich nicht und grinste weiter, und das gefiel Colin weniger.

Neal bemerkte, daß Crisp auf seine linke Seite zusteuerte. Ein kleiner taktischer Fehler, dachte Neal, denn im Zweifelsfall sollte man immer davon ausgehen, daß der Gegner Rechtshänder ist. Neal grinste Colin breit an. Er sagte: »Ihr Auftritt im Restaurant hat mir gefallen.«

»Das war kein Auftritt, Mann.«

»War nicht böse gemeint. Aber jeder von uns spielt doch nur seine Rolle.«

»Und was ist deine?« Colin lächelte noch, aber Neal konnte die Gefahr dahinter lauern sehen.

Trotzdem sagte er: »Ich klaue Geldbörsen.«

Colins Blick wurde eiskalt. Das Lächeln verschwand. Er schüttelte ganz langsam den Kopf, während Crisp auf den Befehl wartete, Neal die Rübe einzuschlagen. Neal wußte, daß er Crisps erstem Schlag noch würde ausweichen können. Aber danach… Tolle Idee, sich selbst vor einer Statue einzukesseln. Sehr clever.

Schließlich sagte Colin: »Und warum hast du mir das jetzt gesagt, Sportsmann? War doch ‘ne nette Show, und du hast die Börse ja schließlich auch zurückgegeben.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.